In dieser Rezension gehe ich ausschließlich auf „Die Legende der Seeräuber“ ein. Das Jubiläumsspiel ist, wie man es aus Seefahrer bereits kennt, in verschiedene Szenarien aufgeteilt. In den ersten beiden Szenarien geht es primär um den Bau der Stützpunkte und das Einsetzen der Einheiten (dieselben die man auch schon aus E&P kennt) sowie das Einsammeln von Kisten und Gold. Im dritten Szenario kämpft man schließlich gegen die namensgebenden Seeräuber (15 schwarze Boote) auf ähnliche Weise wie man es aus Städte & Ritter und Schätze, Drachen & Entdecker schon kennt (d.h. mit unterschiedlichen Stärkestufen). Im vierten und letzten Szenario steht der Handel mit Gewürzen im Vordergrund. Auch dies mag an E&P erinnern - es sind dieselben Gewürzfelder und auch hier besteht die Regel, dass diese nicht selber angebaut, sondern lediglich mit den Inselbewohnern gehandelt werden kann (Einheiten!). Anders als in E&P gibt es für die Gewürze drei Rohstoffkarten (Zimt, Muskat, Pfeffer), die gesammelt und gegen Siegpunkte eingetauscht werden können. Auch bringt jeder Handel (Handelsoption-Karten) Vorteile gegenüber den verbliebenen Seeräuber. Dieses letzte Szenario kann auch ins „normale“ Seefahrer-Spiel mit eingebaut werden.
Die Szenarien sind grundsätzlich als Kampagne aufgebaut und die Ergebnisse eines vorherigen Szenarios wirken sich auf das jeweils nächste aus. Die Freundeskarten können so übernommen werden, die Siegpunkte sind für die Legendenpunkte entscheidend und natürlich spielt der Erfolg der Mission (wie viele Schiffbrüchige gerettet /Gold gewonnen / Seeräuber besiegt?) eine große Rolle für die verfügbaren Ressourcen. Es gibt aber auch Regeln für das unabhängige Spiel voneinander.
Die Legende der Seeräuber ist aufgrund der Limitierung sehr beliebt und ich muss ehrlich gesagt sagen, dass ich dies nicht ganz begründet finde. In den ersten beiden Szenarien sind wohl das einzige wirklich Interessante die Rasenerz-Plättchen, bei denen auf der Weide (Rasen) auch eine bestimmte Anzahl Erz erhalten werden kann. Die Freundeskarten und Kisten-Boni sind zwar ganz nett, aber jetzt auch nicht sooo bedeutsam. Zudem finde ich den Einsatz von Stützpunkt und Einheiten nicht wirklich sinnvoll und es dürfen auch nur wenig Schiffe verwendet werden. Das dritte Szenario bringt da schon deutlich mehr Spaß, aber es ist eigentlich auch nichts neues - es erinnert wie gesagt zu sehr an die Drachen in SD&E. Gut umgesetzt finde ich jedoch, dass die Stärke der Seeräuber durch 16 Seeräuber-Karten bestimmt werden, die zufällig gezogen werden. Das Gewürz-Szenario ist ebenfalls besser gelungen, ich mag die Umsetzung mehr als in E&P, aber auch dieses ist nicht so gut, dass es den ganzen Hype um die Erweiterung begründen würde. Zusammenfassend würde ich allenfalls sagen, dass das Spiel ganz nett ist und vielleicht gelegentlich selten mal gespielt werden kann. SD&E gefällt mir da deutlich besser. Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass ich kein sonderlicher Szenarien-Spieler bin, da ich dabei immer das Gefühl habe, dass der eigentliche Sinn des Spieles verloren geht. Was bringt es mir, Schiffsstraßen zu bauen, wenn ich die anschließenden Insel eh nicht besiedeln darf? Bei einem Spiel wie E&P, wo das Siedeln eh keine so große Rolle mehr spielt, mag dies Sinn ergeben, aber bei den Seefahrern ist es irgendwie Fehl am Platz. Zum Teil fühlt es sich sogar so an, als ob es sich um eine Optimierung von E&P handelt und nicht Seefahrer. Aber wie gesagt, vielleicht liegt diese Einschätzung ganz subjektive auch nur an meiner Einstellung gegenüber Szenarien.
Aufgrund der Limitierung ist die 2017 erschienene deutsche Auflage vergriffen und nur noch gebraucht für Mörderpreise erhältlich. Daher habe ich mir im Catan-Shop die englischsprachige Version bestellt. Ich ging davon aus, dass es sich um nahezu die identische Version wie die deutsche handelt - nur mit Spielfiguren aus Holz und logischerweise mit englischsprachigen Karten (zumindest bei den nicht-sprachneutralen Karten wie Freundeskarten, Sondersiegpunkkarte, Übersichtstafeln, Baukostenkarten). Jedoch sind auch die Rahmenteile nicht kompatibel (anderes Puzzle-System) und das Blau der Meeresfelder hat einen stark abweichenden Farbton. Dies sollte einen beim Kauf des Spieles bewusst sein. Zunächst wollte ich das Spiel aufgrund dessen zurückgeben, da es mit 37€ ja auch nicht gerade günstig war und somit über das doppelte von der Seefahrer-Erweiterung (17€) gekostet hat. Ich habe jedoch die Rahmenteile und Meeresfelder aus der italienischen Ausgabe, die ebenfalls noch erhältlich ist, entnommen. Die hochwertigen Holzfiguren in der englischen Version sind übrigens echt genial. Sie sind aktuell (Juli 2021) auch wieder im Catan-Shop als Viking-Edition für die deutsche Version zu haben!
Svea hat Catan - Szenarien für Seefahrer - Die Legende der Seeräuber klassifiziert.
(ansehen)