Kemet - Als Kind/Jugendlicher hab ich "Risiko" gehasst. Meine Kumpel waren immer besser darin, hatte immer die dickeren Armeen, imemr irgendeinen Vorteil und ich bekam immer auf die Mütze. Seit jeher konnte mich mit strategischen kampfspielen so gar nix anfangen.
Irgendwann in den letzten Jahren haben wir mal spontan einen Spiele-Treff per Internet zusammengewürfelt. Jeder sollte sein Lieblingsspiel mitbringen und siehe da, "Risiko" trat wieder in mein Leben. Und jetzt, nach vielen jahren und neuen Spieleerfahrungen spielte es sich einigermassen gut. Um nicht zu sagen wir hatten einige spannende Partien.
Ich war possitiv überrascht und wie üblich das Internet nach ähnlichen Spielen abgegrast. Die einschlägig bekannte Suchmaschine und mehrere voneinander unabhängige, sich mit dem Spielehobby beschäftigende Seiten spuckten mir dann "Kemet" aus.
Gleich vorweg: nein, "Kemet" ist nicht "Risiko". auch nicht wie "Risiko". Aber der Vergleich rührt eben daher, dass man in beiden Spielen versucht mit Hilfe seiner Armee Gebiete zu erobern. Bei "Risiko" geht es um die erfüllung eines geheimen Auftrags; in "Kemet" aber "nur" um Siegpunkte.
Was aber macht "Kemet" so gut? Zu beginn jeder Spielrunde bekommt jeder Spieler Gebetspunkte. Dies ist die Währung des Spiels. Nun hat jeder Spieler fünf Aktionspunkte, welche er beliebig auf seinem Tableau unter diversen Möglichkeiten aufteilen kann: eine Armee bewegen, Einheiten einer (bestehenden) Armee hinzufügen, eine seiner drei Pyramiden verbessern (diese zeigen an in welcher Stufe man in einer der drei Farben Verbesserungen einkaufen kann), neue Gebetspunkte erwerben oder eine Verbesserung einer Farbe kaufen (rot = Kampf, blau = Verteidigung, weiss = nennen wir es Wirtschaft). das Ganze geht reihum bis jeder seine fünf Punkte verbraucht hat, man checkt die gewinnkonditionen; falls keine vorhanden sind gibt's evtl einen neuen startspieler und weiter geht's.
Aber die Möglichkeiten. Die Mööööööglichkeiten. Jede (Pyramiden)Farbe hat 16 (!!!) Möglichkeiten wie man sich und seine Armeen verbessern kann. Und das Coolste hierbei sind die Viecher. Kein Spiel im alten Ägypten ohne Viecher. Um nicht zu sagen: jeder der das Spiel zum ersten Mal sieht und durch die Karten und Komponenten forstet stockt irgendwann in seiner Bewegung, stutzt und fragt "Was ist das da?" - "Das? Ein riesiger Skorpion. Wieso?" - "Kann man mit dem auch spielen?" - "Ja klar." - "Den will ich!" (man kann Skorpion auch durch Schlange, Elefant, Mumie .... ersetzen). Kein gefühl ist so erhebend als wenn mein seine Armee mit einer riesigen Schlange ausstattet und dann in Richtung Gegner marschiert.
Apropos Kampf: "Kemet" ist kein nettes Spiel. Da kann nicht jeder für sich im Eck hocken und erstmal seine Armee soweit hochpushen bis er sich stark genug fühlt um loszuschlagen. Jeder Spieler hat gerade einmal 12 Miniaturen für seine Einheiten. mehr gibt es nicht. Und eine Armee darf siowieso nicht aus mehr als fünf Einheiten (plus eine eventuelle Kreatur .... Schwiegermutter?) bestehen. Man kann nciht warten bis die Mitspieler sich gegenseitig zerfleischen undd ann losziehen um die Reste einzusammeln. Denn ehe man es sich versieht steht der erste Gegner vor der eigenen Stadt oder einem Tempel den man eingenommen hat. Der Kampf selber entscheidet sich über die beteiligten Einheiten sowie Karten, von welcher jeder Spieler eine verdeckt ausspielt. Dazu kommen noch sogenannte "Göttliche Interventionen", im Neudeutschen auch "Cheats" genannt. Für das Gewinnen eines Kampfes gibt es einen Siegpunkt. Und da man von denen acht Stück braucht (in einem normalen Spiel) reicht es nicht einfach seine Pyramiden auf die höchste Stufe zu ballern (gibt einen Siegpunkt, der aber nur solange hält wie man selbst diese Pyramide besitzt) oder einen oder gar mehrere Tempel zu besitzen (geben ebenfalls nur einen Siegpunkt solange man mit mindestens einem Männeken drin sitzt).
"Kemet" ist Kampf. Aber es fühlt sich nie an wie ein wirkliches Kriegsspiel (im gegensatz zu "Risiko"), sondern dadurch dass man so viele Möglichkeiten hat seine taktik zu gestalten fühlt man sich .... naja ok, nicht wie ein Gott aber eben auch nicht ganz als Feldherr.
Fazit: "Kemet" ist ein (in meinen Augen ... und ja das ist seeeeehr subjektiv da ich kurzsichtig bein ...) wirklich extrem toll ausbalanciertes Spiel. Sicher, nach mehreren Runden weiss ich welche Verbesserungen sich für mich lohnen und mich am ehesten gewinnen lassen. Aber nur weil ich diese eine Taktik fahre heisst das nicht dass meine Mit- und Gegenspieler keine Chance haben. Man darf sich aber nicht scheuen offen und auch aggressiv zu spielen, was ja nicht allen Mitspieler unbedingt liegt. Für mich jedenfalls deutlich besser als "Risiko", da ich mehr Möglichkeiten habe etwas zu tun und der Glücksfaktor sich nur auf die "Göttliche Intervention"s-Karten bezieht undd er Rest feines Taktieren benötigt.
Fabian hat Kemet (en) klassifiziert.
(ansehen)